Wesentliche Beobachtungen in Bezug auf die Verletzung der Menschenrechte sowie Einschränkungen der Freiheit
Solidaritätsreise für die sahraouischen politischen Gefangenen im Rahmen der Kampagne www.ecrireopourlesliberer.com
nach Marokko und in die Westsahara
vom
07. bis 20. Juli 2013
Reisegruppe bestehend aus französischen – deutschen – australischen Bürgern
14 Personen aus folgenden Organisationen:
– Plateforme française pour la Solidarité avec le Peuple du Sahara Occidental
– Association des Amis de la République Arabe Sahraouie Démocratique (AARASD)
– Comité pour le Respect des Droits Humains et des Libertés au Sahara Occidental(CORELSO)
– Freiheit für die Westsahara e.V, Deutschland
– Australia Western Sahara Association, Australien
Etappen: Agadir – Ait Melloul – Tiznit – Sidi Ifni – Assa – Laksabi – Guelmim – TanTan – El Aaiun – Dakhla – El Aaiun – Smara – TanTan- Guelmim -Tighmert – Assir – Agadir.
Grund der Reise:
– im Rahmen der Kampagne http://www.ecrirepourlesliberer.com (Schreiben für die Freiheit) der Versuch,
Briefe für die politischen gefangenen Sahraouis in den Gefängnissen zu übergeben.
– Besuch bei den Familien der politischen Gefangenen und Übergabe der Briefkopien
– Besuch bei marokkanischen und sahraouischen Menschenrechtsorganisationen
– Besuch von kulturellen sahraouischen Orten
– Besuch von wirtschaftlichen Plätzen (Fischereihäfen)
7. und 20. Juli 2013: bei Ankunft und Abflug vom Flughafen «El Massira» von Agadir
Während der Kontrollen und Durchsuchungen durch den Zoll und die Ordnungsbehörden stellen wir fest, dass diese bei jedem Dokument, das in Zusammenhang mit der Westsahara steht und das sie in unserem Gepäck finden, sehr nervös sind und aggressiv werden und verschiedene übergeordnete Beamte rufen, die sich abwechseln, die wiederum Order per Telefon bekommen oder geben. Man stellt einschüchternde und beleidigende Fragen. Wir kommen uns vor wie gefährliche Personen.
Feststellung:
-übertriebene Durchsuchungen und Einschüchterungen
8. Juli 2013 – Gefängnis von Ait Melloul
Wir bitten, den Gefängnisdirektor zu sehen, um ihm die Briefe für die Gefangenen zu übergeben.
Nach zwei Stunden Wartezeit und mehrfachen Diskussionen mit verschiedenen Gesprächspartnern gibt es kein Ergebnis. Niemand will uns sehen oder ist autorisiert, die Briefe zu übernehmen, wir werfen sie in den Briefkasten des Gefängnisses ein. Page 2/6 Rapport d’observation relatives aux violations des Droits Humains et des privation des Libertés durant le voyage de Solidarité en juillet 2013 au Sud du Maroc et au Sahara Occidental.
Am gleichen Tag – Gefängnis von Tiznit
Hier spielt sich das gleiche Szenario ab. Niemand ist berechtigt, unsere Briefe zu anzunehmen.
Feststellungen :
-Briefe, die per Post geschickt werden, kommen nicht bei den Adressaten an.
-Das Recht auf Briefe für politische Gefangene entsprechend der internationalen Konventionen, ratifiziert
durch Marokko, wird nicht respektiert.
8. Juli 2013 – Sidi Ifni
Besuch bei der Familie des politischen Gefangenen Mohamed Amzouz :
Die Familie und die Vertreter der anwesenden Vereinigungen «Mémoire et Droits» und AMDH (Association Marocain pour les Droits de l’Homme) – Sidi Ifni, erzählen uns von ständigen Einschränkungen ihrer Freiheit, zunehmenden Überwachungen, keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. All diesem sind sie ausgesetzt. Sie übergeben uns Berichte und DVDs.
Wir mischen uns unter ein sit-in, das von den Familien der politischen Gefangenen vor dem Rathaus organisiert wurde. Sie fordern die Freiheit der Gefangenen. Wir verlassen die Stadt am Nachmittag.
Am darauf folgenden Tag hören wir, dass die Protestierenden mit Gewalt von dort vertrieben wurden und dass die Schwester von Mohamed Amzouz heftig angegriffen wurde als Repressalie auf unseren Besuch.
Wir machen Sie auf die besondere Situation von Sidi Ifni aufmerksam, deren Bewohner sich als Sahraouis betrachten, die niemals befragt wurden über den Status ihrer Region, nachdem sie Marokko zugeordnet wurden – auch nicht danach. Sie beschreiben die ökonomische und sanitäre Vernachlässigung, unter der sie seit 40 Jahren leiden.
Sie fordern die Unabhängigkeit der Westsahara.
Die Friedensaktivisten Ennaidi Abidine, Abdallah Hihi, Mohamed Atamonde haben im September 2012 den Sonderbeauftragten der UNO gegen Folter, Herrn Mendes in Laâyoune getroffen; sie haben ihm einen Bericht überreicht über die Ereignisse von 2008 in Sidi Ifni. Nach diesem Besuch wurden diese drei Personen ohne Prozess zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Feststellung :
– Widerstandskämpfer für Menschenrechte sind erheblichen Repressalien nach Besuchen von internationalen Beobachtern ausgesetzt.
9. Juli 2013 – Assa
Wir möchten die prähistorischen Felsgravuren von Tuisgui-Rems im Jbel Ouarkziz auf der Straße nach Zag in der Nähe des Oued Tigsert, einem Nebenfluss des Oued Draa, besichtigen. Wir werden verfolgt, dann durch zwei Autos eskortiert: ein 4×4 von der Polizei und ein 4×4 mit einer Person in Zivil.
Auf Höhe der Abzweigung, nach Tuisgui- Rems, verstellen uns die beiden Autos den Weg und verbieten uns weiterzufahren.
Unser sahrouischer Begleiter erzählt uns, dass diese Felsgravuren sich nahe eines Friedhofs für 400 marokkanische Soldaten befinden, die während der Kämpfe mit der Polisario gefallen sind, und von einer Hügelsperre..
Wir fahren zurück in die Stadt und kommen an eine Kreuzung, wo die Reiseorganisatorin Claude Mangin im Dezember 2012 zwei Hinweisschilder des Touristikministeriums gesehen hatte, die zu zwei prähistorischen Anlagen hinwies. Eines nach Tuisgui in 40 km Entfernung und das andere nach Boutsarfine, 25 km entfernt. Wir haben das Schild nach Tuisgui, (das wir besichtigen wollten) , gefunden, aber es war herausgerissen und lag am Boden mit der Schrift nach unten. Das Loch, aus dem das Schild herausgerissen wurde, war da und es war frisch. Auf diese Art und Weise versuchte man nachträglich zu beweisen, dass es an diesem Ort keinerlei Felsgravuren zu sehen gibt.
Nachdem wir fort waren, hat der Schuldirektor – beim ihm wohnt Mustapha Abdeddaim, ein ehemaliger General, ehemaliger politischer Gefangener, befreit 2011 nach 3 Jahren Gefängnis und Arbeitsverbot für 10 Jahre – sich zur königlichen Polizei begeben müssen., Man hat ihm vorgeworfen, dass Mustapha A. für Page 3/6 Rapport d’observation relatives aux violations des Droits Humains et des privation des Libertés durant le voyage de Solidarité en juillet 2013 au Sud du Maroc et au Sahara Occidental.
Ausländer einen Empfang pro Polisario organisiert hat, obwohl das vom Schuldirektor bewohnte Haus eine öffentliche Institution sei. Dieser hat dann geantwortet, dass es weder eine autoritäre noch hierarchische Verbindung zu Mustapha .Abdeddaim gebe und dass die Wohnerlaubnis vom Ministerium abhängig sei. Daraufhin wurde die Taktik geändert und man fragte den Schuldirektor, warum er nicht freundschaftlichen Druck aus M.A. ausgeübt habe um ihn zu überzeugen, keine Ausländer zu empfangen, er hätte diese Initiative ergreifen können, denn diese Art der Demonstration würde Aufmerksamkeit auf die marokkanische Einrichtung ziehen..
Übrigens wurde auch dem Besitzer des Gästehauses, welches kürzlich restauriert wurde und das im historischen Ksar liegt, vorgeworfen, Ausländer empfangen zu haben, die Komplizen der Separatisten seien. Dieser hat geantwortet, dass sich selten Kunden nach Assa verlieren würden und er auf die Einnahmen dieser einen Übernachtung nicht habe verzichten können.
Feststellungen ::
-Behinderung bei Fahrten
-Camouflage von Hinweisen zu kulturellen Orten der Sahraouis.
– Einschüchterungen von Sahraouis und Marokkanern die uns empfangen haben oder Zeugen unseres
Empfangs waren
11. Juli 2013 – TAN TAN
Wir wollen Familien von politischen Gefangenen besuchen.
Bereits am Abend unserer Ankunft werden wir durch Familien und den ’AMDH in Tan Tan darüber unterrichtet, dass das Viertel Aïn Amran, in welchem sahraouische Widerstandskämpfer leben, unter erhöhter Beobachtung steht. Offensichtlich wissen alle in der Stadt Bescheid über unsere Ankunft, die sich per Mund-zu-Mund und durch Hinweise der Bewohner und des ’AMDH verbreitet wird.
Wir setzen uns mit 5 Mitgliedern des AMDH zusammen.
Sie erzählen uns von dem ständigen Druck, der durch die Sicherheitskräfte und die Behörden auf die marokkanischen und sahraouischen Friedensaktivisten für Menschenrechte und deren Familien ausgeübt werden.
Wir beschließen, am 11.7. morgens Familien der Gefangenen zu besuchen, trotz der Blockade im Viertel und dem Risiko vor möglichen Repressalien, speziell für die von Yahia El Hafed. Sie leben alle im Viertel von Ain Amran.
Wir laufen zu Fuß und werden ununterbrochen verfolgt, fotografiert, überwacht.
Wir treffen die Eltern von Yahia El Hafed sowie andere Angehörige von politischen Gefangenen. Sie bezeugen die Haftbedingungen ihrer Angehörigen im Gefängnis: Überbelegung der Zellen, fehlende Pflegemöglichkeiten, sehr kurze Besuche in großen Abständen (1x im Monat), Verlegung von Gefangenen in weit entfernte Gefängnisse, was Besuche erheblich erschwert, eine zusätzliche Bestrafung zur Abwesenheit des Familienvorstands.- Claude Mangin wird auf offener Straße interviewt durch ein sogenanntes Radio Maroc-Pluriel. Die Fragen sind provokativ, später hören wir, dass der Journalist zu den Sicherheitskräften gehört.
Übrigens haben die Jugendlichen dieser Familien während des Ramadan ein Fußballturnier organisiert zur Erinnerung an die sahraouischen Märtyrer.
Der AMDH teilt uns einige Tage später mit, dass die Fußballschilder durch die marokkanischen Sicherkräfte entfernt wurden.
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Feststellungen :
-Nichteinhaltung von Gefangenenrechten
-Behinderung zur freien Bewegung
-Erhöhte Überwachung
-Einschüchterungen
-Verhinderung jeglicher Aktivitäten in Verbindung mit der Westsahara
12 und 13 Julit 2013 – El Aaiun Page 4/6 Rapport d’observation relatives aux violations des Droits Humains et des privation des Libertés durant le voyage de Solidarité en juillet 2013 au Sud du Maroc et au Sahara Occidental.
Bei unserer Ankunft abends in Laâyoune werden wir am Kontrollpunkt zur Stadteinfahrt durch den Pascha persönlich und zusätzlich sechs Autos empfangen. Er begrüßt uns sehr offiziell. Er bittet uns auszusteigen und erklärt uns: «Wir kennen Ihr Programm, Sie können sich mit wem Sie wollen in den Häusern treffen , aber Sie demonstrieren nicht auf der Straße und vor den Gefängnissen. Bitte respektieren Sie die marokkanischen Gesetze.»
Wir werden ständig verfolgt und überwachts einerlei, was wir tun.
Am Morgen des 12. Juli begeben wir uns zum Gefängnis von El Aaiun. Um den Ansagen des Paschas Genüge zu tun, begeben wir uns lediglich mit einer kleinen internationalen Abordnung zum Tor des Gefängnisses und bitten um eine Begegnung mit dem Direktor, um die Briefe für die Gefangenen zu übergeben. Dort werden wir wieder vom Pascha begrüßt sowie dem finsteren <Schnurrbart>, der seit Jahrzehnten immer dabei ist an Orten der Repressionen sowie einiger weiterer Personen. Der Pascha dankt, dass die Abordnung klein ist und ‚brav‘.
Der Gefängnisdirektor lehnt es ab uns zu treffen, oder auch die Briefe entgegen zu nehmen, da er nicht autorisiert sei
Wir hören später, dass Familien der politischen Gefangenen, die uns um 9.30h vor dem Gefängnis erwarteten und uns begrüßen wollten, von dort brutal vertrieben wurden.
Feststellungen ::
– Nichteinhaltung von Gefangenenrechten
– Gewalt gegen Familien der Gefangenen
– übertriebene Überwachung internationaler Beobachter
14 und 15 Juli 2013 – Dakhla
Wir werden am Polizeiposten durch eine beeindruckende Gruppe von rund 25 Personen einige Kilometer vor der Stadteinfahrt empfangen. Alle sind in Zivil gekleidet bis auf eine Polizistin in Uniform. Sie erwarten uns in der Dunkelheit, breitbeinig aufgestellt, böse dreinschauend, aufgereiht einer hinter dem anderen, vor der Polizeistation, um uns einzuschüchtern.
Nach der Passkontrolle werden die Autos durchsucht, Fußmatten hochgehoben, die jeweiligen Taschen von jedem von uns durchsucht, dann fordert man uns auf, alles Gepäck vom Dachträger herunterzunehmen. Alles wird vor den Augen der Reisenden durchsucht. Das dauert zwei Stunden, die Polizeikräfte sind aggressiv und beleidigen nach ihrer Methode: «Sie gehören zur Polisario, es gibt genügend Probleme in Frankreich, man muss nicht hierher kommen. Gehen Sie nach New York. » Als sie einen Bericht auf Arabisch finden, den wir von der CODESA bekommen haben, sagt der, der die Rolle des « Bösen“ übernommen hat:«Das sind alles
meine Freunde, ich kenne Asfari gut, seit 1990, das ist ein Freund ….», Er ist aufgeregt, entnervt. Sie alle sind ständig am Telefon, erhalten von anderen Order, manche sind widersprüchlich.
Sie entdecken in unseren Unterlagen Dokumente über die Westsahara (Zeitungen, Berichte, Bücher) Dossiers, die wir von Friedenaktivisten in Sidi Ifni bekommen haben, unsere Reiseaufzeichnungen.
Sie beginnen, alles zu scannen. Eine unserer Mitreisenden wird der Chip in ihrem Fotoapparat komplett gelöscht.
Sie beschließen, einen Großteil unserer Unterlagen zu behalten (darunter ein Kochrezept) und erklären, uns alles am nächsten Morgen zurückgeben zu wollen.
Sie begleiten uns bis zum Hotel, wo wir dauerhaft überwacht werden, selbst nachts.
In Dakhla werden wir dauerhaft von 4-5 Autos verfolgt.
Die Dokumente werden uns am kommenden Morgen im Hotel überreicht, es fehlen unsere Visitenkarten.
Am Morgen des 15. Juli begeben wir uns zu dem ganz neuen Gefängnis, das am Stadteingang gelegen ist, etwas zurückgesetzt von der Straße hinter einer Feriensiedlung. Wir werden erneut von einem beeindruckenden Empfangskomitee an der Straße zum Gefängnis erwartet. Einer von ihnen – er fuhr ab dem Hotel vorweg und leitet uns zum Gefängnis – Slimane – macht uns ein Zeichen, ihm zu folgen bis zum Gefängnis, aber ein Offizier in Uniform erklärt: :«Hier entscheide ich, es bedarf einer Erlaubnis durch das Innenministerium».
Wir erzählen ihm, dass wir an alle Gefängnisse heran gekommen sind. Dann sagt man uns, man wolle den Gefängnisdirektor anrufen, der in der Tat nach vorne an die Straße gefahren kommt. Sehr freundlich erklärt er sich bereit, die Briefe entgegen zu nehmen sowie einige kleine Geschenke wie Schreibhefte, Stifte etc. Page 5/6 Rapport d’observation relatives aux violations des Droits Humains et des privation des Libertés durant le voyage de Solidarité en juillet 2013 au Sud du Maroc et au Sahara Occidental.
Wir befragen ihn über die Aktivitäten der Gefangenen. Er antwortet darauf „Sport, Bibliothek, aber das Gefängnis ist neu und noch nicht ganz ausgerüstet“ – was von den Familien nicht bestätigt werden kann….. Claude Mangin-Asfari stellt sich vor, so erzählt er, dass er Assistent des Direktor in Tiznit gewesen sei, als unter anderen, Naâma Asfari und Mustapha Abdeddaim, dort 2009 einsaßen.
Wir besuchen die Familien der politischen Gefangenen. Zwei sind im Gefängnis in Laâyoune untergebracht, was eine doppelte Bestrafung für alle darstellt.
Die Familien von Atiq Barray und Abdelaziz Barray haben uns mitgeteilt, dass sie nach unserem Besuch bei ihnen Drohungen erhalten haben, dass man ihnen das „nationale Wohnrecht“ entziehen würde, sollten sie nochmals Ausländer empfangen.
Wir fahren Richtung « village de pêcheurs » (Dorf der Fischer (Tintenfisch) (poulpe) von Lassarga, jedoch informieren die uns begleitenden Autos offizielle Stellen sowie die Eingreiftruppe (GUS) in blauer Kleidung und andere in grüner Uniform über unser Kommen. Diese errichten eine Blockade, so dass wir nicht weiterkommen. Wir fahren die Straße zurück, vermuten aber, dass sie wissen, dass wir uns besonders für die illegale Fischereiausbeutung interessieren.
Bei dem Besuch des Gefangenen Mohamed Manolo, spüren wir einen sehr großen Druck auf seiner Ehefrau lasten, sie antwortet uns auf jede Frage: «Ich weiß nicht», trotz der Erklärungen unseres mitreisenden Übersetzers.
Feststellungen::
– Überwachung und übertriebene, sehr bedrückende
– Drohungen gegenüber den Familien der Gefangenen
– Behinderung der freien zur freien Bewegung und willkürliche Verschließung von Gegenden
16 . Juli 2013 – Abfahrt aus Dakhla
Wir verlassen das Hotel um 5h morgens in Anbetracht einer langen Reise nach El Aaiun, wo wir um 17h einen festen Termin bei der MINURSO haben.
Bei Ankunft am Polizeiposten überholen uns die 7 Autos, die uns seit Abfahrt vom Hotel begleiten und warten vor den Dienststelle auf uns.
Es gibt das exakt das gleiche Szenario wie am vorgestrigen Abend : sie durchsuchen alle unsere Taschen, ersuchen uns, das Gepäck vom Gepäckträger herunter zu holen, durchsuchen alles ganz genau, löschen erneut die Fotos auf der Kamera der gleichen Mitreisenden.
Die Sicherheitsleute, noch immer in Zivil, sind äußerst aggressiv.
All dies spielt sich nach Zufall ab, denn z.B. inmitten dieser Aggression, ist einer, Slimane der so tut als ob er das Gepäck durchsucht und er sagt mit leiser Stimme zu zwei Personen, als er die Fotoapparate in der Hand hält: «Das ist in Ordnung, packen Sie den weg», ohne sich die Fotos anzusehen.
Aussage Cate Lewis (Australien) : Bei der Ausfahrt aus Dakhla, nachdem die Polizei alles durchsucht hatte, wiederholte ein Polizist in Zivil ziemlich schockiert einem Kollegen, dass ich gesagt hatte, Marokko sei der schlimmste Polizeistaat der Welt. Ich sagte ihm, dass das nicht meine Formulierung sei, sondern die von Universitätsprofessoren, Juristen, internationalen Organisationen wie Freedom House, die Marokko als „den schlimmsten unter den schlimmen“ (Staaten) qualifiziert hätten. Er protestierte, Marokko sei ein tolerantes Land mit Bürgern aller Religionen: Juden, Christen sowie Moslems. Er versicherte mir, dass die Sahara sehr wohl marokkanisch sei.
Die Durchsuchungen und Kontrollen dauerten mehr als zwei Stunden. Die Situation war derart, dass es uns ratsam schien, die französische Botschaft, das Konsulat in Agadir sowie die MINURSO zu informieren, da wir nicht wussten, wie alles ausgehen würde.
Bei unsere Ankunft bei dieser Polizeistation, sahen wir, wie ein 12/13jähriger Junge aus irgendeinem Auto herausgezogen wurde, der in Handschellen abgeführt wurde im Morgengrauen und der außer unserer Sichtweite mitgenommen wurde. Diese Aktion so früh morgens, so offensichtlich, erschien uns wie ein „Theaterstück“. Page 6/6 Rapport d’observation relatives aux violations des Droits Humains et des privation des Libertés durant le voyage de Solidarité en juillet 2013 au Sud du Maroc et au Sahara Occidental.
Wir erwähnen außerdem auch, dass uns während unserer Fahrt nach Dakhla Herr Nasser Essalmani, sahraouischer Freund aus Laâyoune, begleitete. Er war von der Verteidigung im Prozess von Gdeim Izik als Zeuge aufgetreten wegen des Vorgangs der Festnahme von Ennaâma Asfari, am 7/11/2010 beim ihm zuhause in Laâyoune.
Er hat zusammen mit uns alle diese Einschüchterungsversuche erlebt und besonders am Morgen der Abfahrt wurde jedes seiner Kleidungsstücke durchsucht, er wurde am ganzen Körper abgetastet und sämtliche Papiere, die er bei sich hatte, wurden gefilzt.
Wir bedauern folgende Fakten:
– Einschüchterungen, Beleidigungen
– Diebstahl von persönlichen Dokumenten (Notizen, Briefe, Fotos…)
– Zerstörung von Dokumenten (zerrissene Unterlagen)
Feststellungen:
– Verletzung persönlichen Eigentums: Öffnung von Computern, Durchsuchung der Akten, Versuch, den Computer dergestalt zu formatieren, um alles zu löschen
– Durchsicht von Fotoapparaten, Kameras und Löschung mehrerer Fotos oder der Pin-Karten.
16 Juli 2013 – El Aaiun
Wir kommen pünktlich zur MINURSO zu unserer Verabredung um 17h. Dieser Termin wurde drei Tage vorher auf Grund der mail Anfrage von Axel Goldau vom deutschen Verein «Freiheit für die Westsahara e.V» gemacht. – ein Mitglied dieses Vereins ist Teilnehmerin unserer Delegation.
Zu unserem Erstaunen teilen uns die Wachen bei der MINURSO mit, dass Herr Alexander Ivanko, political advisor, in einer Sitzung und beschäftigt sei. Wir sind enttäuscht und erstaunt, dass man uns dies nicht früher mitgeteilt hat, da uns am selben Morgen noch durch Herrn Magnani während unseres Telefonats aufgrund der Durchsuchungen ins Dakhla der Termin nochmals bestätigt wurde.
17-18 Juli 2013 – Smara
Bei Ausfahrt aus Laâyoune am Morgen erwartet uns ein Kontingent Militär, einer ist ein Offizier mit perfektem Französisch, der sich wie folgt präsentiert: «Ich bin Leutnant – wir lesen Harrach auf seinem Namensschild – , ich habe das Gegenstück zu St. Cyr absolviert und bin Teil der Fallschirmspringer. Ich bin Chef der hiesigen Militärregion. Ich bitte Sie, nicht anzuhalten bevor sie zur Kreuzung kommen, wo sie eine kleine Herberge in ca. 100km vorfinden. »
Das bedeutet, dass wir uns in der Nähe des verbotenen Camps von Gdeim Izik befinden, wo seit der Zerstörung (durch das Militär) ein permanenter Militärposten eingerichtet wurde, den man von weitem erkennt.
Wir werden ständig verfolgt und überwacht bei unserem Besuch in Smara. Die kulturellen und historischen
Orte (Beispiele die Felsgravuren und die Zaouia von Cheikh Malaainin) sind den Besuchern verschlossen.
19 Juli 2013 – Guelmim, Tighmert und Asrir
Wir werden weiterhin verfolgt und überwacht.
In Tighmert beteiligen wir uns an einem sit-in von Frauen und jungen Leuten, die hauptsächlich ihre sozio-ökonomischen Rechte einfordern und unsere Aufmerksamkeit auf ein Projekt lenken, das durch die PNUD finanziert wird :Cactopôle de Ouaâroune-Guelmim : Un gisement régional, des compétences nationales, un pôle d’excellence à l’international , ein Projekt das daraus besteht, besonders die Kaktusfeigen aufzuwerten sowie in der Region Tourismus einzuführen. Laut Aussagen der Anwohner hätten diese nichts davon und es würde momentan auch nicht weiter ausgeführt.
Wir erfahren anschließend, dass Krideche Djamel, Sahraoui, Journalist und Widerstandskämpfer der Menschenrechte, der uns in Tighmert empfangen hatte, am Sonntag, den 23. Juli abends im Auto mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern unter Vorgabe eines Verkehrsdelikts angehalten wurde. 5 Polizeiwagen und allgemeine Sicherheitsdienste haben den Wagen umzingelt und zur Justizpolizei gebracht. Er wurde nach einigen Stunden der Befragung durch hohe Sicherheitsleute freigelassen. Sein Auto, sein Telefon sowie seine numerische Kamera wurden konfisziert. Page 7/6 Rapport d’observation relatives aux violations des Droits Humains et des privation des Libertés durant le voyage de Solidarité en juillet 2013 au Sud du Maroc et au Sahara Occidental.
Feststellung ::
– Friedensaktivisten für Menschenrechte sind erheblichen Repressalien ausgesetzt, wenn sie ausländische Beobachter treffen.
20 Juli 2013 – Agadir
Die Rückkehr nach Agadir verläuft ohne Störung. Wir werden verfolgt und überwacht, jedoch diskreter.
Am Flughafen werden einige von uns erneut übertrieben durchsucht und eingeschüchtert.
Anfang September 2013
Hier den Text nochmals zum Download: